Handwerk, Kunst & Lehm
Handwerk, Kunst & Lehm

Lehmbautechniken

Ein loser Überblick verschiedener Lehmbautechniken und Anwendungen:

Lehmprüfverfahren (hier die Bindekraftprüfung / Achterlingsprüfung) dienen der genaueren

Beurteilung von verschiedenen Lehmen und geben Aufschlüsse über die Eignung zum Baulehm.

Weitere Prüfverfahren sind z.B. Wasch- und Reibeproben, Druckfestigkeits- und die Schwindmassprüfung.

Das Verputzen ist eine der häufigen Tätigkeiten eines Lehmbauers. Verputzt wird um Bauteile zu schützen, zu verdecken, zu verstecken, abzudichten, Ebenen zu schaffen, Wände oder Decken auszugleichen, Oberflächen zu schaffen und zu gestalten. Die Schichtstärken richten sich in der Regel nach den Anforderungen eines Putzes, sowie nach den zu verputzenden Untergünden, den Putzsorten und den gewünschten Oberflächen. Verputzt wird oft in mehreren Schichten. Lehmputz besteht in der Regel aus Baulehm, Sanden und weiteren Zuschlagstoffen wie z.B. Pflanzenfasern. Eine gute Zusammensetzung von Bindemittel (Lehm) und Zuschlägen ergibt haltbare und beanspruchbare Putze. Die Oberflächen können je nach Körnung, Zuschlägen und den benutzten Werkzeugen sehr unterschiedlich ausfallen. Durch das Mischen verschiedenfarbiger Lehme und Sande ist ein großes Spektrum an unterschiedlichen Farbabstufungen möglich. Die Oberflächen können ebenso z.B. mit Lehm-, Kalk- oder Silikatfarben gestrichen werden. Eine Tapezierung wäre auch möglich, würde allerdings die günstigen Eigenschaften eines Lehmputzes stark beeinträchtigen (Absperrung der Oberfläche und somit ein schlechter Feuchteausgleich und eine schlechtere Klimaregulierung).

Die Ausfachung mit Flechtwerk und Strohlehmbewurf ist eine traditionellen Lehmbautechnik. Als Gerüst dienen Eichestaken, die in Nuten in die Fachwerkbalken eingeklemmt werden. Zum Ausflechten werden Ruten aus Weide oder Haselnuss verwendet. Anschließend erfolgt der Bewurf mit Strohlehm. Als Wetterschutz erhalten die Gefache einen Außenputz aus Kalk. Ausfachungen mit Flechtwerk werden fast nur noch in der Fachwerksanierung und Restauration durchgeführt.

Die Ausfachung mit Lehmsteinen ist auf Grund der Wirtschaftlichkeit heute deutlich häufiger anzutreffen als die Ausfachung mit Flechtwerk. Weitere Anwendungen finden Lehmsteine neben normalen Mauerwerken zum Beispiel bei Innenschalen aus Leichtlehmsteinen zur Wärmespeicherung oder Schalldämmung.

Wickelstaken werden heute ebenfalls fast ausschließlich in der Restauration und in der Fachwerksanierung eingesetzt. Mit Lehm eingeweichtes langes Stroh wird um Eichestaken gewickelt und im feuchten Zustand als Deckenlage zwischen die Deckenbalken in Nuten geschoben. Nach der Trocknung kann die Oberseite mit Lehmestrich, Schüttung o.ä. versehen und die Unterseite mit Lehm verputzt werden.

Der Stampflehm beschreibt die Technik, in der erdfeuchter Lehm in Schalungen sehr stark verdichtet wird. Es können unter anderem tragende Wände hergestellt werden. Dies ist eine weit verbreitete, traditionelle Technik, die selbst zu Zeiten der ehemaligen DDR beim Bau einiger Wohnungssiedlungen Anwendung fand. Heute werden Stampflehmwände gerne wegen ihrer oft rohen Erscheinung als architektonische Kontraste in modernen Gebäuden realisiert.
 

Eine Vorsatzschale (oder auch Innenschale genannt) aus Leichtlehm findet Verwendung bei einer gewünschten Innendämmung. Diese Art der Wärmedämmung bietet die Vorzüge, Unebenheiten sowie Vor- und Rücksprünge in der (Fachwerk-)Außenwand auszugleichen und Installationen unterzubringen. An einem von innen an die Außenwand angebrachtes Lattengerüst, wird eine Wanderschalung oder eine verlorene Schalung befestigt und sorgfältig mit einer feuchten Leichtlehmmischung befüllt und ausgestopft. Die Zuschlagsstoffe für diese Leichtlehmmischung können sowohl mineralisch (z.B. Blähglas oder Blähton) als auch organisch (z.B. Holzhackschnitzel, Hanfschäben oder Stroh) sein. Nach der Austrocknung der Leichtlehmschale wird die Oberfläche in der Regel verputzt. Eine Kombination mit einer Wandflächenheizung bietet sich oftmals an.

Der Leichtlehm ist ein mit leichten, mineralischen oder organischen Zuschlagstoffen abgemagerter Baulehm. Als Zuschläge eignen sich je nach Verwendbarkeit und Einsatzgebiet des Leichtlehmes z.B. Blähglas, Blähschiefer, Blähton, Perlite, Zellulose, Stroh, Sägemehl, Holzhackschnitzel, Hanfschäben und viele mehr. Zum Einsatz kommen die verschiedenen Leichtlehmmischungen in Innenschalen, Dämmungen, Ausfachungen, Deckenfüllungen, Leichtlehmsteinen, Mörteln und Lehmbauplatten. Leichtlehm hat nach der Austrocknung, je nach Zusammensetzung und Zuschlag, eine Rohdichte von etwa 300 bis 1200 kg/m³.
 

Lehmbauplatten gewinnen immer mehr an Bedeutung und kommen gerne als Äquivalent zu Gipskartonplatten zum Einsatz.

Sie werden in verschiedenen Ausführungen, Stärken, Formaten und Zusammensetzungen von diversen Firmen angeboten.

Als Wandbekleidung ersetzen sie die Unterputzschicht und dienen gleichzeitig als Putzträger für den Oberputz.

Der Vorteil dieser Trockenbauplatte besteht in der Reduzierung der Gesamteinbaufeuchte und kann zur Beplankung von Innenwänden, Leichtbauständerwerken, Vorsatzschalen und zur Verkleidung im Dachgeschossausbau eingesetzt werden.

Zumeist werden die Lehmbauplatten geklammert oder verschraubt.

Fortsetzung folgt...